Abkantpressen: stationäre Arbeitsmaschinen zum Bearbeiten von Blechen
Abkantpressen sind stationäre Arbeitsmaschinen zum Bearbeiten von Blechen. Kleinere Abkantpressen können mit einer manuellen Hebelmechanik betrieben werden. Professionelle, großformatige Abkantpressen arbeiten grundsätzlich hydraulisch.Arbeitsweise von Abkantpressen
Eine Abkantpresse übt einen linearen Druck auf ein eingelegtes Flachmaterial aus. Das Flachmaterial wird über seine Streckgrenze hinaus belastet, so dass eine dauerhafte Kante entsteht. Daher haben die Abkantpressen ihren Namen: Sie fügen Kanten in Bleche ein.
Die Abkantpresse trennt aber nicht. Das Blech bleibt in Größe und Gewicht vollständig erhalten.
Aufbau einer Abkantpresse
Eine Abkantpresse besteht aus:
- Einem Arbeitstisch bzw. eine Materialführung
- Eine integrierte Bemaßung
- Einem Abkantwerkzeug
- Einer Hub- und Kantmechanik
- Einem Antrieb
Der Arbeitstisch bzw. die Materialführung dient dazu, das Flachmaterial sicher und frei von Durchbiegungen aufzulegen. Nur in diesem flach aufliegenden Zustand kann das Flachmaterial korrekt abgemessen werden. Dazu sind seitlich am Arbeitstisch oder der Materialführung Millimeter-Bemaßungen eingebracht.
Das Abkantwerkzeug ist bei kleineren Abkantpressen meist dauerhaft integriert. Wechselbare Werkzeuge sind in der Regel nur bei größeren, hydraulischen Abkantpressen vorhanden. Es sind lineare, V-förmige Passstücke. Je nach Größe des V-Winkels können unterschiedliche Winkel in das abzukantende Material eingebracht werden.
Die Hub- und Kantmechanik hängt stark von dem Typ der Abkantpresse ab. Man unterscheidet zwischen zwei Typen:
- Der Schwenkbiegetisch
- Der Gesenkbiegetisch
Abkantpresse mit Schwenkbiegetisch
Beim Schwenkbiegetisch wird das abzukantende Blech über eine gerade Kante hinaus ins Freie ragen gelassen. Ein starker Kantbalken über dem Arbeitstisch wird schwenkend nach unten bewegt. Dabei wird das Blech in die gewünschte Richtung gebogen.
Abkantpresse mit Gesenkbiegetisch
Der Gesenkbiegetisch ist mit den beschriebenen, wechselbaren Arbeitswerkzeugen ausgestattet. Das Blech wird zwischen die Werkzeughälften eingeschoben. Das Gesenk wird abgesenkt und formt dabei das Blech in der gewünschten Weise um.
Die Hubmechanik ist bei kleineren Abkantpressen ein Hebelwerk mit austarierten Gewichten. Dieses kann einfach per Hand bewegt werden. Große Abkantpressen habe ein hydraulisch angetriebene Hubmechanik. Entsprechend kommen manuelle Abkantpressen ohne elektrohydraulischen Antrieb aus. Hydraulische Abkantpressen werden über eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe betrieben.
Einsatz von Abkantpressen
Kleine, manuelle Abkantpressen kommen vorwiegend in kleineren Schlossereien und KFZ-Werkstätten zum Einsatz. Sie dienen zum Konfektionieren von Schwellern und anderen Karosserieblechen. Einfache Gehäuse und Winkel lassen sich ebenfalls auf diesen Maschinen herstellen. Die manuellen Abkantpressen werden häufig auch in einer Kombination aus Kantbank und Blechschere angeboten. Ihr Einsatzbereich ist jedoch in Größe und Dicke des einsetzbaren Materials stark eingeschränkt. In der Regel liegt die maximale Blechdicke, die auf manuellen Kantbänken bearbeitet werden kann, bei einem Millimeter.
Bei hydraulischen Abkantpressen sind praktisch keine technischen Grenzen zum Bearbeiten von Material bei Form, Größe und Dicke des Blechs gegeben. Industriell angewendete Maschinen dieser Art können deshalb gewaltige Ausmaße annehmen. Ein berühmtes Beispiel für die Leistungsfähigkeit von Abkantpressen steht in Siegen beim Unternehmen Pickhahn. Dort werden die Stahlskulpturen des Bildhauers Richard Serra auf einer ehemaligen französischen Abkantpresse hergestellt, auf der vorher die Druckkörper von U-Booten produziert wurden.
Neben den großformatigen hydraulischen Abkantpressen hat sich in dieser Technik auch die Automatisierung und die bedarfsgerechte Konfiguration immer weiter entwickelt. Abkantpressen zur seriellen Bearbeitung von Blechteilen sind deshalb heute in vielen Produktionsstraßen Standard.
Ergänzungen zur Abkantpressen
Eine Abkantpresse wird ideal durch eine Tafelschere und eine Verladehilfe, beispielsweise in Form eines Industrieroboters, ergänzt.